QuadrigaCX – Bericht des Gerichts sieht Betrug bestätigt

QuadrigaCX – Bericht des Gerichts sieht Betrug bestätigt

By Matthias Nemack - Min. gelesen
Aktualisiert 21 April 2021

Dass Kunden bewusst um ihr Geld gebracht wurden auf der Börse, wurde oft diskutiert. Ein aktueller Bericht scheint die Vermutungen zu untermauern.

Kapitalschwung soll geplant gewesen sein

Vieles berichteten Medien über die kanadische Bitcoin Börse QuadrigaCX. Von leeren Tresoren war da nach dem Tod des Gründers Gerry Cotten die Rede. Die Aufsichtsbehörden Kanadas brachten nicht zuletzt nach den Meldungen über verschwundene Millionensummen striktere Kontrollen und Regulierungen ins Gespräch. Zuletzt hatten sich aufgrund der betroffenen Kunden in den USA auch Experten des FBI in die Ermittlungen eingebracht. Jetzt kristallisiert sich nach und nach und heraus: Die Spekulationen über einen umfangreichen Betrug an der QuadrigaCX Kundschaft sind wohl nicht aus der Luft gegriffen. Die Unterlagen des zuständigen Gerichts künden jedenfalls genau von solchen Machenschaften der Börse, über die Kunden Bitcoin kaufen und in verschiedene andere Altcoins Geld investieren konnten. Lange hatte das Management Stillschweigen gewahrt oder auf die komplizierten Umstände von Cottens Tod als Problemursache hingewiesen.

Betreiber wollte Kunden wohl bewusst prellen

Nun kommen Ermittler neuen Berichten zufolge zur Erkenntnis: Die Betreiber haben Kunden nicht aus Versehen um ihr Geld gebracht. Vielmehr war es nach aktuellem Ermittlungsstand ein Betrug mit System. Also um Vorsatz, was im Hinblick auf Strafen gegen mögliche Verantwortliche Einfluss haben wird. Die Tatsache, dass die Börse inzwischen ins Insolvenzfahren eintrat, macht es für die Kundschaft nicht leichter. Ein juristisches Nachspiel ist denkbar wenn die Behörden in Kanada und den USA klare Indizien oder gar Beweise finden. Ob jedoch Bitcoin Entschädigungen vonseiten der Handelsplattform erfolgen, ist zweifelhaft. Denn es ist immer noch unklar, wohin die Gelder verschwunden sind. Die Zahlungsunfähigkeit hatte die Börse schon im Februar dieses Jahres bekannt gegeben.

Dafür aber stellt der Bericht des Gerichts von der Wochenmitte fest: Cotten hat mithilfe gefälschter Accounts einen beträchtlichen Anteil der Kundengelder abgezweigt. Da nur er die Passwörter kannte, hat niemand Zugriff auf die Gelder. Die Berichts-Erkenntnisse werden abermals Gerüchte um einen inszenierten Tod Cottens nähren.

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Gelder für eigene Spekulationen genutzt

Spekuliert wird zudem darüber, ob QuadrigaCX gar keine Cold Wallet besaß und Geld mit einem getarnten Schneeballsystem verdient hat. In puncto Organisation jedenfalls sehen die Behörden bei der Börse erheblichen Grund zur Kritik. Beispielsweise seien bei den Nachforschungen keine Trennung zwischen den Geldern der Börsen und denen der Kunden erkennbar geworden. Beim Thema Betriebsführung attestiert der Bericht also eklatante Mängel, wenngleich dies sicher so gewollt war. So konnte der Börsenchef (erfolglos) mit Kundenkapital auf anderen Börsen traden. Besondere kriminelle Energie bewies der Gründer aber durch das Führen der falschen Nutzeraccounts. Sie dienten gewissermaßen als Grundlage für den Tausch nicht existenter Gelder gegen Kryptowährungen, die der Chef anschließend anderweitig wieder zu Fiatgeld machte. Die Folge war ein dramatisch überbewertetes Handelsvolumen. Die Ermittlungsbehörden konnten bisher nur einen geringen Teil der fehlenden Bitcoin, Litecoin und Ethereum ausfindig machen. Von etwa 15 % wird derzeit berichtet.