Ist Bitcoin eine Medizin für die Wirtschaft?

Ist Bitcoin eine Medizin für die Wirtschaft?

By Hassan Maishera - Min. gelesen
Aktualisiert 16 September 2020

In einem Interview mit dem Express erzählte Dr. Saifedan Ammous, der Autor von The Bitcoin Standard: The Decentralised Alternative to Central Banking von seiner Theorie, dass Bitcoin unsere Wirtschaft wieder auf Vordermann bringen wird. Er bezeichnet Bitcoin darin als Medizin, die wir brauchen und nicht als Spielzeug, das wir einfach nur haben möchten. Seine Theorie ist in der Community auf viele verschiedene Meinungen gestoßen und hat heiße Diskussionen ausgelöst. Welche Auswirkungen hat seine Prognose auf Bitcoin?

Assistenzprofessor und Kryptoanalyst

Wer sich in die Kreise des internationalen Kryptomarkts begibt, wird früher oder später auf den Namen Dr. Saifedean Ammous stoßen. Der gebürtige Palästinenser arbeitete als Assistenzprofessor an der Lebanese American University im Libanon und unterrichtet dort im Wirtschaftsbereich. Er selbst hat an der American University of Beirut und der London School of Economics studiert und seinen PhD an der Columbia University in New York erhalten, wo er ebenfalls als Assistent unterrichtete. Sein Interesse am Handel mit Kryptowährungen und der Analyse des Kryptomarktes entstand während seiner Tätigkeit und er vertiefte sein Wissen stetig weiter. Sein Fokus liegt dabei auf der wertvollsten Kryptowährung der Welt, Bitcoin, über die er auch im Frühjahr 2018 ein Buch herausbrachte.

Bitcoin als Medizin

Bitcoin sind alles andere als eine Finanzblase, so Dr. Ammous. Sie werden uns für einen langen Zeitraum erhalten bleiben und die Wirtschaft revolutionieren. Im Vergleich mit Fiatwährungen sieht er die Kryptowährung zweifellos im Vorteil, da Bitcoins nicht endlos reproduziert werden können. Zum Zeitpunkt des Interviews waren laut blockchain.com rund 17,374,775 Bitcoins im Umlauf. Je mehr Bitcoins im Umlauf sind, umso stärker wird die Währung, so Dr. Ammous. Das Potential als sichere Anlagemöglichkeit wird damit nur größer. Was Bitcoin in seinen Augen so besonders macht, ist, dass der Wert der Währung nur von denjenigen abhängt, die die Coins kaufen und verkaufen und nicht von den Menschen, die sie produzieren. Außerdem weist er auf die Besonderheit hin, dass der Wert von Bitcoin weiterhin steigen kann, selbst wenn die Anzahl der Token im Umlauf ebenfalls steigt. Bei Fiatwährungen ist dies anders – je mehr Scheine im Umlauf sind, desto mehr verlieren diese an Zahlkraft. Bitcoin ist außerdem das erste Zahlungsmittel, das nicht durch die Nachfrage der Kunden gesteuert wird. Genau deswegen ist es als Geldanlage so spannend, denn niemand kann die Menge von Bitcoin so erhöhen, dass der Wert absinkt – wie es bei Fiatwährungen gemacht wird. Seine Prognose für die Zukunft lautet daher, dass traditionelle Fiatwährungen in der Zukunft redundant werden und womöglich komplett aussterben.

Kritische Stimmen

Einige kritische Stimmen teilen Dr. Ammous’ Meinung nicht. So bemäkelte die britische Politikerin Nicky Morgan, dass Kryptowährungen keinen Regulierungen unterliegen und bezeichnete den Markt als „Wilden Westen“. Dabei sollen Investoren enormen Risiken ausgesetzt sein. Hier stellt sich die Frage, inwiefern Regulierungen die positiven Seiten von Bitcoin, die Dr. Ammous als Medizin der Wirtschaft beschreibt, einschränken würden. Schließlich könnten jene Regulierungen die Dezentralität der Kryptowährung in Frage stellen. Derzeit sind sich viele in der Community unsicher, wie es mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen weitergehen soll und ob der Kauf von Bitcoin in der momentanen Situation anzuraten ist. Im letzten Jahr musste selbst die stärkste Kryptowährung einige starke Verluste einstecken.

Für Dr. Saifedean Ammous ist die Lage klar. Bitcoin wird traditionelle Fiatwährungen ablösen und der Wirtschaft neue Möglichkeiten bieten. Ob sich seine Prognose bewahrheitet, werden erst die nächsten Jahre zeigen können.