Studie: Manipulation an Kryptobörsen möglich

Studie: Manipulation an Kryptobörsen möglich

By Benson Toti - Min. gelesen
Aktualisiert 25 Mai 2021

An Kryptobörsen sind Kursmanipulationen in größerem Umfang möglich. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Cornell University. Was bedeutet dies für Anleger? Mit welchen Maßnahmen lassen sich Schäden durch Manipulationen zuverlässig ausschließen?

Die am 10. April veröffentlichte Studie befasst sich mit Manipulationsmöglichkeiten an dezentralisierten Börsenplätzen für Kryptowährungen. Unter anderem die Nachrichtenagentur Bloomberg und die ARD berichteten über das Papier. Die Studie spielte im Titel auf den Buchtitel „Flash Boys“ des Autors Michael Lewis aus dem Jahr 2014 an. In dem Buch geht es um Hochfrequenzhändler, die mit ihren leistungsfähigen Rechnern den Börsenhandel auf Kosten anderer Anleger manipulieren.

Front Running durch große Marktteilnehmer?

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass dies auch an Kryptobörsen möglich ist. An einer idealtypischen Börse stehen allen Marktteilnehmer die gleichen Informationen und Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Der Studie der Cornell Universität zufolge gilt dies für viele Kryptobörsen nicht. Dort erhalten einige Marktteilnehmer durch die Zahlung höherer Gebühren Privilegien. Dazu gehört zum Beispiel eine priorisierte Orderausführung. Diese wird zum Beispiel durch Arbitrage Bots für Gewinne genutzt.

Auch Front Running gehört der Studie zufolge zu den fragwürdigen Praktiken. Beim Front Running sehen Marktteilnehmer Aufträge anderer Marktteilnehmer. Hat zum Beispiel ein großer Käufer eine Vielzahl an Orders im Markt platziert, kann das Wissen um die Existenz dieser Orders für frühzeitige Käufe genutzt werden. Sind einem Marktteilnehmer die Limits eines anderen Marktteilnehmers bekannt, kann er durch Arbitrage sichere Gewinne erzielen.

Studie untersuchte sechs dezentrale Kryptobörsen

Für die Studie wurden über einen Zeitraum von mehreren Monaten sechs Börsen untersucht. Die Untersuchungen erfolgten in Echtzeit und auf Grundlage historischer Daten. Die untersuchten Börsen machen allerdings nur einen geringen Teil des Handelsvolumens im Kryptosegment aus. Untersucht wurden ausschließlich dezentrale Kryptobörsen.

Die Studie dürfte die Forderung nach einer stärkeren Regulierung des Segments verstärken. Es ist nicht die erste Untersuchung, die Ungereimtheiten im Segment aufdeckt. In der Vergangenheit gab es bereits Vorwürfe im Hinblick auf sogenanntes Wash Trading. Dabei erhöhen Börsen das Handelsvolumen in einer Kryptowährung künstlich. Anleger werten dies als Signal für großes Interesse und steigen ihrerseits ein.

Die Autoren der Studie räumen allerdings selbst ein, das Ausmaß der möglichen Schäden durch Manipulationen nicht genau beziffern zu können. Anleger können sich selbst gegen Übervorteilung schützen. Dazu sollten die Kurse an verschiedenen Kryptobörsen miteinander verglichen werden. Zudem sollten Orders nur mit einem Limit aufgegeben werden. Mit diesem Vorgehen lassen sich auch Risiken durch Manipulationen weitgehend eliminieren. So wird zum Beispiel die Ausführung einer Kauforder zu einem zu hohen Kurs ausgeschlossen.

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