Ein Schritt in die richtige Richtung: Zentralbank der Niederlande fordert zentralisierte Kryptowährung

Ein Schritt in die richtige Richtung: Zentralbank der Niederlande fordert zentralisierte Kryptowährung

By Jack Pearson - Min. gelesen
Aktualisiert 16 September 2020

Die Zentralbank der Niederlande, De Nederlandsche Bank (DNB), hat die Zeichen der Zeit erkannt und fordert zu ernsten Überlegungen über die Zukunft von Zentralbanken in einem Zeitalter zunehmend digitaler Zahlungen auf. Die Tatsache, dass Jahr für Jahr immer weniger Barzahlungen abgewickelt werden, wird als Zeichen dafür gesehen, dass Fiatgeld digital wird.

Die DNB ruft zur ernsthaften Erwägung einer Einführung von digitalem Zentralbankgeld (engl. CBDC) im Eurosystem auf. Im 16. Jahrhundert waren die Niederländer Pioniere des Bankwesens und wollen diese Rolle nun wieder aufnehmen. Heute kämpfen sie nicht mehr mit Anleihen und Aktien – die neue Geheimwaffe sind digitale Währungen.

Warum die Niederländer? Die Niederlande haben proportional zur Bevölkerung europaweit eine der niedrigsten Anteile an Barzahlungen. „Bares ist nicht mehr Wahres“ lautet der aufschlussreiche erste Untertitel des diesbezüglichen Rundbriefs der DNB.

Als Zentralbank des Landes findet die DNB die Zukunftsaussichten natürlich eher beunruhigend. Zentralbanken haben die Aufgabe, der Bevölkerung ihres Landes eine öffentliche Währung zur Verfügung zu stellen. Sollte sie nicht etwas unternehmen, wenn diese Währung nicht gebraucht wird? Bei der DNB fragte man sich: Sollten wir „eine neue Art von Geld zur Verfügung stellen, die besser auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zugeschnitten ist?“ Es scheint als wäre die vernünftige Antwort auf diese Frage: Ja!

Weshalb jetzt? Beschränkungen des Geldflusses aufgrund der Corona-Pandemie haben die ohnehin schon niedrige Anzahl an landes- und weltweiten Bargeldtransaktionen noch weiter reduziert. In einer Zeit, in der Bargeld aus Angst vor der Verbreitung des Virus gemieden wird und digitale Zahlungen noch mehr Vorrang erhalten, scheint die Zukunft der Währungstransaktionen um so klarer. Als Facebook letztes Jahr seine eigene Kryptowährung Libra ankündigte, waren die Zentralbanken ebenfalls beunruhigt. Libra scheint stabiler zu sein als Bitcoin und genießt den Rückhalt eines Unternehmens wie Facebook. Dies gab den Zentralbanken Anlass zur Sorge, und man fragte sich, ob man eine ähnliche Währung einführen müsse.

Die DNB hat aufgrund der Tendenzen bei der Verwendung der Währung in ihrem Land keine andere Wahl, als innovativ zu sein. Allerdings sind die Niederlande nicht repräsentativ für das ganze Eurosystem. Daher bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen ihr Aufruf zur Erwägung haben wird. Es besteht jedoch Hoffnung auf eine Veränderung, da die DNB nicht nur zu einer europaweiten Diskussion über die Frage nach CBDC und deren Umsetzung aufgerufen hat, sondern auch dem Eurosystem den Fehdehandschuh hingeworfen hat, indem sie sich bereit erklärte, „eine führende Rolle zu spielen“ und als „geeignetes Testgelände für ein solches Experiment“ zu fungieren, falls das Eurosystem sich dafür entscheiden sollte.

Einst an der Spitze des Bankwesens und der Expansion der Kapitalmärkte stehend, haben die Niederländer nun erneut die Hand gehoben, um ihre Hilfe bei der Innovation auf dem Gebiet von CBDC, anzubieten. Wird es den Niederländern gelingen, einen Wandel einzuleiten, jetzt, da sie finanziell mit dem Großteil Europas verbunden sind und nicht in direkter Konkurrenz zu ihm stehen?